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                 ENTENFANG 
                 
                Das Teichgebiet Entenfang-Boye bei Celle ist über 70 ha groß. Es
                handelt sich um Naturteiche, die sehr flach sind (im Durchschnitt 60 cm) und
                einen sandigen Grund haben. Das Fischrecht war vor über 300 Jahren herzogliches
                Privileg. Da es in trockenen Sommern schon immer zu einem starken Absinken
                des Wasserspiegels kam, ließ 1649 Herzog Christian Ludwig den Heidgraben
                anlegen, der die Wittbeck, die ursprünglich in die Örtze mündete,
                in den Boyer Teich umleiten. So wurde das Überleben der Fische in den
                Teichen gesichert. 
                Am Rande des großen Teichgebietes
                wurde 1690 eine Entenkoje nach holländischem Muster gebaut. Damit war
                der eigentliche Entenfang einschließlich der 400 m entfernt liegenden
                Hofstelle gegründet. Die Entenkoje ist eine Anlage, die zum Lebendfang
                für Wildenten dient. So wurde zur Zeit der Gründung der herzogliche
                Hof in Celle unter dem letzten Herzog Georg Wilhelm mit Enten zum Verzehr versorgt.
                Die Kurhannoversche Karte von 1779 zeigt das Teichgebiet in seiner ursprünglichen
                Form nach dem Bau der Entenkoje. 
                Durchziehende Wildenten fallen regelmäßig
                auf der großen Wasserfläche ein, um sich auszuruhen. Durch die direkt
                an der Entenkoje gehaltenen zahmen Lockenten werden die Wildenten auf diesen
                besonders geschützten Platz aufmerksam und fallen schließlich dort
                ein. Die von den zahmen Enten angelockten Wildenten lassen sich durch die spezielle
                Konstruktion der Anlage dann lebend fangen. 
                Bis 1782 war der Entenfang herzoglich. Auf der Hofstellte lebte der Entenmeister,
                dies war über fünf Generationen die Familie Hencke. Sie lebte vom
                Fang und Verkauf der Enten, von der Fischerei und einer kleinen Landwirtschaft. 
                Nach der Privatisierung 1782 wechselte
                der Entenfang bis zum Jahre 1892 sehr häufig den Besitzer. Von 1892 bis
                1911 war Ernst von Schrader aus Gut Sunder bei Meißendorf Eigentümer.
                Er betrieb eine intensive Teichwirtschaft. Nebenbei erneuerte er die Entenkoje
                und überließ das Fangen der Enten dem Entenmeister Meyer aus Boye.
                Das Wohnhaus verpachtete er an die Familie Vollmer, die dort ein Ausflugslokal
                betrieb. Im extrem trockenen Sommer 1911 starben alle Fische und Herr von Schrader
                verkaufte den für ihn unrentabel gewordenen Entenfang an Oscar und Julie
                Barckhausen. Sie erkannten die Besonderheiten dieses Feuchtgebietes und wollten
                es samt der Entenkoje erhalten. 1917 wurde das Ausflugslokal geschlossen. 
                Landwirtschaft, Fischerei und Entenkoje
                wurden an die Familie Gosch verpachtet, die von nun an 41 Jahre lang auf der
                Hofstelle lebte. Nach dem Tod von Willy Gosch 1958 wurde für 9 Jahre Herr
                Michael Roth als Verwalter angestellt. 
                In den Jahren nach dem Krieg lebten zusätzlich zur Pächter- bzw.
                Verwalterfamilie zahlreiche Flüchtlingsfamilien in Entenfang. Im Jahre
                1965 zogen Dr. Jobst Barckhausen und seine Frau Irmelin nach Entenfang. Bis
                1981 lebte noch Erika Gosch, die Tochter des Pächters Willy Gosch, mit
                im Haus. Im Jahr 2004 übergab Dr. Jobst Barckhausen den Betrieb an seine
                Tochter Dr. Iris Barckhausen-Kiesecker, die mit ihren drei Kindern ebenfalls
                auf dem Hof lebt. 
                Im Jahre 1936 wurde der Lebendfang
                der Enten umgestellt. Von nun an wurden die Enten nicht mehr geschlachtet,
                sondern mit Ringen der Vogelwarte Helgoland versehen und wieder fliegen gelassen.
                Um den Einkommensverlust auszugleichen, wurde 1936 der erste Vertrag mit der
                damaligen Jägerschaft geschlossen, der verschiedene Verzichte und die
                Zahlung von Entschädigungen regelte. Seit 1937 steht nicht nur das Feuchtgebiet,
                sondern der gesamte Nordteil der Gemarkung Boye unter Landschaftsschutz. 1950
                schloss der Landesjagdverband Niedersachsen unter geänderten Bedingungen
                einen neuen Vertrag. Das Teichgebiet wurde 1976 als Wasserwildschutzgebiet
                unter besonderen Schutz gestellt. Seit 1985 gilt die zweite von der Bezirksregierung
                Lüneburg erlassene Wildschutzverordnung. Wichtigste Vorschriften aus dieser
                Wildschutzverordnung sind ein Betretungsverbot und eine eingeschränkte
                jagdliche und fischereiliche Nutzung des Teichgebietes. Auf Grund der FFH-Richtlinie
                von 1992 wurde das Gebiet gemeinsam mit dem Bruchbach als FFH Gebiet gemeldet.
                1997 traten in den Vertrag für das Wildschutzgebiet Entenfang-Boye die
                Jägerschaft des Landkreises Celle, die Stadt Celle (als untere Naturschutzbehörde)
                und der Landkreis Celle (als Jagdbehörde) ein. Die Celler Jägerschaft
                richtete einen Lehrpfad ein, und bietet seitdem Führungen im Wildschutzgebiet
                an. 
                Wie auf der neuen Karte deutlich wird,
                ist der flache Natursee ringsum eingedeicht und durch einen Querdamm unterbrochen.
                Der Querdamm teilt den See in zwei getrennte Teiche. Er wurde 1892 angelegt,
                um eine intensivere Fischerei zu ermöglichen. Die Deiche auf der West-
                und Ostseite des Sees schützen in Verbindung mit einem umfangreichen Schleusensystem
                das Umland vor Überschwemmungen. Um den anliegenden Bauern eine konstante
                Nutzung ihrer Wiesen zu sichern, musste außerhalb dieser Deiche ein Entwässerungssystem
                angelegt werden. Der letzte Abschnitt wurde 1962 gebaut. Heutzutage hätte
                sicher der Bestand des Biotopes Vorrang vor wirtschaftlichen Gründen,
                aber das war früher anders. 
                Zu dem Teich- und Deichsystem gehören
                sieben wichtige Schleusen. Ohne diese Schleusen wäre eine Ableitung der
                Wassermassen bei Hochwasser und ein Aufstauen der Teiche bei Trockenheit nicht
                möglich. Ohne diese Schleusen ist eine Erhaltung des Schutzgebietes und
                seine Eingliederung in die umgebende Landschaft nicht durchführbar. 
                e-mail: barckhausen@entenfang.de  |